Auswanderungen

Berühmte Auswanderer aus Sievern:

John-Andreas (John) Wagener wurde am 21. Juli 1816 in Sievern geboren. Sein Vater war Landwirt, Gastwirt und Kaufmann. Ein Jahr nach Abschluß der Volksschule wandert John Wagener nach Amerika aus. Nach einem etwa zweijährigen Aufenthalt in New York läßt Wagener sich in Charleston, Süd Carolina, nieder und macht diese Stadt zu seiner zweiten Heimat. Sofort beginnt er, die dort verstreut lebenden deutschen Einwanderer durch die Schaffung zahlreicher Vereine und der Herausgabe einer deutschen Zeitung zusammenzuschweißen. Sein größtes Verdienst besteht jedoch darin, daß er seinen Landsleuten zu einer deutschen Kirche mit Schule verhilft und im Hinterland fruchtbares Farmland kauft. Hier entsteht kurz vor dem Bürgerkrieg die Ansiedlung “Walhalla” und damit wird den einwandernden Bauernsöhnen die Möglichkeit der eigenen Existenz gegeben.

Im Bürgerkrieg (1860-1865) kämpft Wagener für den Süden. Er zeichnet sich durch große Tapferkeit aus. Am Ende des Krieges steht er im Range eines Generals, dem die Verteidigung der Stadt Charleston übergeben wird. Durch geschicktes Verhandeln mit dem Feind gelingt es ihm, die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren. Sein Generalspatent wird nach dem verlorenen Krieg von der neuen Regierung bestätigt.

Nach dem Bürgerkrieg wendet sich Wagener der Kommunalpolitik zu und gewinnt 1871 die Bürgermeisterwahl in Charleston. Bald danach tritt er der Demokratischen Partei bei und wird 1876 im Wahlkampf um die Präsidentschaft der USA als demokratischer Vertreter des Staates South Carolina zum Parteitag nach St. Louis entsandt. Den Ausgang der Wahl  hat er nicht mehr erlebt. Er stirbt unerwartet am 27. August 1876 in Walhalla. Am 30. März 1877 wird Wagener mit großem Geleit nach Charleston überführt und dort mit militärischen Ehren erneut beigesetzt.

Zur Erinnerung an diesen großen Sohn des kleinen Bauerndorfes Sievern wurde 1994 das neue Heimatmuseum “John-Wagener-Haus” benannt. 1995 konnte die Original-Grabplatte seiner Gruft von Charleston nach Sievern überführt werden. Das Wagener-Haus wurde zum 1. Jan. 2009 an den Gastronom Eibe Cordes verkauft und diente gastronomischen Zwecken.
2017 ging es in Privatbesitz über und die wichtigsten Ausstellungsstücke werden in der “Alten Schule” in der Heimatstube ausgestellt.

Wilhelm F. Huck  (William in Amerika), wurde als erstes von 6 Kindern der Eheleute Fietschen und  Mimi Huck im Jahr 1899 in Sievern geboren.

Er lernte Schiffbau auf der Tecklenburg-Werft in Geestemünde, jetzt Bremerhaven. Während des ersten Weltkrieges diente er in der kaiserlichen deutschen Marine. Kurz nach dem Krieg wanderte er aus nach Amerika. Während er tagsüber seiner Arbeit als Mechaniker nachging, studierte er Maschinenbau am Brooklyn Polytechnic Institute in New-York.

Er arbeitete 22 Jahre lang als Ingenieur für die R. Hoe & Co., einem Hersteller für Zeitungsdruckmaschinen. Während dieser Zeit wurde er ein Experte in der Konstruktion von Hochgeschwindigkeits-Druckmaschinen und automatischen Kontrollsystemen. Er wurde zum Vize-Päsident für Maschinenbau in den USA.

Während dieser Zeit lernte er Lilli Zenke kennen und heiratete sie im Jahr 1929. Aus dieser Ehe gingen 3 Mädchen hervor: Susan, geb. 1930, Julie, geb. 1934 und Alexandra, geb. 1941. Im Jahr 1945 verließ er die Firma und gründete ein eigenes Unternehmen, eine Werkzeug- und Produktionsstätte in New Jersey mit einem Design-Büro in Manhattan.

Als Präsident und Chef-Designer der Firma Huck entwarf und erstellte er mehrere Druckmaschinen für das US-Finanzministerium zum Drucken von Geldscheinen und Briefmarken. Ferner produzierte er zahlreiche andere Maschinen, u.a. Druckmaschinen für Zeitschriften und Bücher für den Axel-Springer-Verlag in Deutschland, Maschinen für die Spinnerei transkontinentaler Telefonkabel, Setzmaschinen für Kegelbahnen ebenso wie Maschinen zum Verschließen von Flaschen mit Kronenkorken. Sein letztes großes Projekt war eine Druckmaschine, die 20.000 Bücher pro Stunde produzieren konnte. Insgesamt ließ er sich 204 Erfindungen patentieren. Im Jahr 1968 gewann er den begehrten “Master Designer Award for Product Engineering”. Nach der Fusion seiner Firma mit Crown Cork & Seal Inc im Jahr 1972 zog er sich aus der Geschäftsführung zurück, blieb aber weiterhin Berater für Deutschland und Amerika. Neben seiner Firma erwarb und bewirtschaftete er eine 786-Hektar große Farm in Church Hill.

In den 60er Jahren machte er den Flugschein und flog sein eigenes Flugzeug. Wenn er auf Geschäftsreise in Deutschland war, besuchte er regelmäßig seinen Heimatort Sievern. Er ging zu seinen ehemaligen Schulkameraden und Freunden, redete mit ihnen “platt” und kam jedes Mal in Holzschuhen, die er bei seinen Schwestern deponiert hatte. Wenn es seine Zeit erlaubte, lud er die Senioren aus Sievern zu einem Klönnachmittag auf dem Saal ein. Drei Jahre nach seiner Goldenen Hochzeit erkrankte er  unheilbar an Krebs (Asbestlunge). Er verstarb 1983 und wurde auf dem Sieverner Friedhof beigesetzt.

 

Der Lebensweg von Fidi Huck hat die Überschrift:

“Von Sievern zum Mars”

Friedrich (in Sievern Fidi genannt) Huck wurde 1936 in New York geboren, wuchs aber wie sein Vater Erich und Großvater Fietschen Huck in Sievern auf. Nachdem er 1954 die Körner-Oberschule in Bremerhaven beendete, kehrte er in die USA zurück und diente zunächst vier Jahre in der Coast Guard als Elektrotechniker. Während er in Honululu stationiert war, besuchte er abends für zwei Jahre die Universität von Hawaii. Danach studierte er fünf Jahre an der Universität von Rhode Island mit Hilfe des G.I. Bill. Zu der Zeit traf er seine zukünftige Ehefrau Antje in Esslingen, der Heimatstadt seiner Mutter. Zwei Jahre später verlobten sie sich dort und im nächsten Jahr, Mai 1963, heirateten sie in den USA. Im selben Monat erhielt er auch das Master of Science Diplom in Electrical Engineering und wurde bei der NASA angestellt.
Während der ersten Hälfte seiner Zeit am Langley Forschungs-Zentrum in Virginia war er Mitglied von drei bedeutenden Projekten: Lunar Orbiter, Viking und Earth Radiation Budget Experiment (ERBE). Für fünf Satelliten-Missionen zum Mond war er für die Imaging-Strategie von potenziellen Apollo Landungsstellen verantwortlich. Bei zwei Viking Landungen auf dem Mars war er für den Entwurf und Betrieb der Kameras verantwortlich. Für die Drei-Satelliten ERBE Mission war er daran beteiligt, die Instrumente zu entwerfen, welche die täglichen, jahreszeilichen und globalen Veränderungen der von der Erde ausstrahlenden und reflektierten Energie messen. Diese Messungen unterstützen die Voraussage des Wetters und die Charakterisierung des globalen Temperaturwechsels.
Während der folgenden Jahre war er Teamleiter für Forschungsprogramme in Remote Sensing und Computer-Vision. Dabei entwickelte er eine Informations-Theorie der visuellen Kommunikation: um die schärfsten und klarsten Bilder zu erzeugen für das niedrigst mögliche Verlangen von digitaler Datenrate und Aufbewahrung. Diese Arbeit führte zu einer Serie von Publikationen, einschließlich seiner Artikel der Philosophial Transactions of the Royal Society of London und der Enzyklopädien Modern Optics und Imaging Science and Technology, sowie sein Buch Visual Communication: An Information Theory Approach.
Seit 2001 ist er im Ruhestand und lebt mit seiner Frau Antje in Williamsburg, USA.