Alter Postweg

Alter Postweg: Handelsweg – Heerweg – Königsweg – Postweg

12 Kilometer auf historischem Weg durch die Stadt Geestland

Von Thomas Römer/OpenStreetMap data, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11375472

Seit Urzeiten verläuft am Rande der  „Hohen Lieth“, einem Geesthöhenzug aus der Eiszeit, der an der westlichen Seite einst von der Unterweser begrenzt und auf der östlichen durch weite Moore gesichert war, von Lehe bis Altenwalde ein markanter Weg, der heute „Alter Postweg“ genannt wird.

Für die Ortschaften Langen, Debstedt, Sievern und Holßel ist es der älteste Weg aller Zeiten.

Schon in der Vorzeit muß der Weg eine Bedeutung gehabt haben, denn die zahlreichen prähistorischen Gräber aus der jüngeren Steinzeit und der Bronzezeit, die den Weg begleiten, zeugen davon. Für unsere Vorfahren soll es Sitte gewesen sein, nicht nur Siedlungen sondern auch Weihestätten und Gräber an bedeutenden Wegen anzulegen.

Im Wegebereich der Stadt Langen zum Beispiel: Ritzeberg (Dolmen), Langer Berg, Ruge Barg, Paschberg, Bullmersberg, Grapenberg, Heidenschanze, Bülzenbett und Schiffshöhe (an der Grenze zu Midlum). Für die spätere Nutzung des Weges waren diese Grabanlagen auf dem baumlosen Geestrücken sichtbare Orientierungszeichen.

Der viele Jahrhunderte als sicherer  Handels- und Heerweg genutzte Weg verlief im Bereich der Stadt Langen auf einer Länge von etwa 12 Kilometern durch die Gemarkungen Langen, Debstedt, Sievern und Holßel, weit ab von den Ortschaften.

Vor der ersten Eindeichung der Marsch schnitten schiffbare Rinnen von der Unterweser in den Geestrücken bis in die Nähe des Langen Bergs, des Bullmersbergs, der Heidenschanze und der Schiffshöhe hinein und boten an diesen geschützten Stellen bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. Möglichkeiten zu Schifffahrt und Handel. An diesen Stellen querte der Weg die Rinnen durch Furten.

Als Karl der Große (768 bis 814) Ende des 8. Jahrhunderts das Fränkische Heer im Zuge der Sachsenkriege bis Altenqwalde vordringen ließ, bekam der Weg als Heerweg eine Bedeutung. Zur Absicherung seiner Herrschaft nach innen und zur Sicherung seiner Errungenschaften gegen Einfälle von See her, ließ er am Ende der Hohen Lieth bei Altenwalde eine Burganlage und einen Königshof errichten. Dies kann eine Begründung dafür sein, dass der Weg zeitweilig im Volksmund „Königsweg“ genannt wurde. Eine andere Deutung: Da es sich um einen Heerweg handelte, stand er unter Königsbann. Auf keinen Fall steht der Name jedoch im Zusammenhang mit dem König Karl dem Großen.

Eine militärische Bedeutung bekam der Weg auch, als Kaiser Otto III. (983 – 1002) zur Sicherung der Küste gegen die Einfälle der Nomannen/Wikinger am Rande der Hohen Lieth Ringwallanlagen bauen ließ, unter anderen Pipinsburg, Bullmersberg und Hollburg. Danach verlor der Weg seine geschichtliche Bedeutung.

Den heutigen Namen „Alter Postweg“ beam er im 18. Jahrhundert durch die Ausweitung des hannoverschen Postwesens, durch die der Weg mit einer Fahrroute belegt wurde. Darüber hinaus ließen sich die Kurfürsten von Hannover, als sie in Personalunion Könige von Großbritanien waren und ihren Wohnsitz nach England verlegt hatten, ihre Dienstpost zweimal in der Woche durch Reiter von Hannover über Nienburg und den „Alten Postweg“ nach Cuxhaven bringen, von wo aus sie nach Harwich (England) verschifft und die Dienstpost aus England in Empfang genommen wurde.

Durch den Bau der Ortsverbindungsstraßen Mitte des 19. Jahrhunderts von Lehe nach Langen, Sievern und Holßel verlor der Weg endgültig seine Bedeutung und wird seitdem überwiegend als Wirtschaftsweg genutzt. Die historische Wegeführung ist bis zum heutigen Tag weitgehend erhalten geblieben. Lediglich in der Ortschaft Langen (Baugebiete), durch Flurbereinigungen in den Gemarkungen Sievern und Holßel sowie die Anlage des Sieverner Sees sind einige Wegestrecken nicht mehr zu erkennen.